CAROLINE HEIDER
RUTH HORAK
LISA RASTL
CLAUDIA ROHRAUER

„FOTOGRAFIE ALS MOTIV 2“

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4. März – 22. April 2023

Eröffnung: Freitag, 3. März 2023 um 19 Uhr
Eröffnungsrede: Ruth Horak (freie Autorin und Kuratorin)

Lisa Rastl beschäftigt sich in „Failing the Original“ mit der Rolle der Fotografie bzw. ihrer Verwendung in der rassifizierenden Wissenschaft, in der biologischen Anthropologie, im Evolutionismus und in der Phrenologie. Das Objekt ihrer fotografischen Vermessung ist die Skulptur des „Diskobol des Myron“, welche den eurozentristischen Blick auf die Welt symbolisiert und den einst als ideal geltenden europäischen Männerkörper darstellt. Anhand eines Gipsabgusses der Skulptur wendet Lisa Rastl die oben genannte Methodik an. Dabei passiert keine Reproduktion sondern eine Hinterfragung jenes Vorgehens. Gemeinsam mit Kunststudent:innen der Universität in Windhoek/Namibia beschäftigte sie sich mit der Methodik des Pseudowissenschaftlers Hans Lichtenecker, welcher in Namibia geforscht hat. In fotografischen Inszenierungen nehmen die Student:innen die Pose des Diskuswerfers ein und reflektieren aus der Perspektive der Pose heraus auf die Thematik, ihre Lebenssituation und ihre Ziele.

Mit „broken / unbroken (Technik & Inhalt) 1999/2023“ setzt Claudia Rohrauer die Reflexion von Aufgabestellungen aus ihrem ersten Ausbildungsjahr zur Fotografin aus einer künstlerischen Perspektive fort. Dabei analysiert sie sowohl die technische Herausforderung als auch die inhaltliche Umsetzung der damaligen Aufnahmen, um das Fotografie-spezifische Verhältnis zwischen Inhalt und Technik auszuloten. Über 20 Jahre altes Bildmaterial in Form von erneut hergestellten Kontaktkopien trifft auf eine Neuinterpretation der ursprünglichen Themenstellungen. Der performativ-handwerkliche Prozess des Wiederzusammensetzens einer zerbrochenen Keramikschale mittels der japanischen Technik Kintsugi erscheint als zentrales Element neben dem reparierten Objekt selbst, wobei die traditionellen Goldpartikel des Kintsugi durch oxidierte Silberablagerungen aus gebrauchtem Fixierbad ersetzt werden. Das Fotografische selbst erscheint als der Kitt an der Bruchlinie zwischen Technik und Inhalt.

 

Caroline Heider entwickelte eine fotografische Übung im Sinn des Neuen Sehens des Bauhaus für ihre fototechnische Lehre weiter. Unter dem Titel Gleichgewichtsstudien fotografiert sie seit Anfang 2019 einfache Dinge aus ihrem Alltag, die sie vor allem für die private Betreuungsarbeit (Carework) benötigt. Es sind schnelle Aufnahmen, die nachts oder in der Morgensonne passieren, wenn Zeit zwischendurch ist. Caroline Heider lotet damit die Grenze der technischen Übung zur künstlerischen Intervention aus. In ihrer Recherche zur Fototechnik hat sich eines abgezeichnet: Wo das Künstlerische im Vordergrund steht, wird nicht über das Technische gesprochen und wenn es um das Technische im Bild geht, wird die Bildidee oft vollkommen außer Acht gelassen. Die Gleichgewichtsstudien folgen damit der Lehrmeinung filmischer Aufnahmetechnik, dass es immer das Auge der Fotografin sein muss, die das Bild schafft, weniger der Apparat. Dieser besitzt zwar eine eigene Signatur und gibt die Möglichkeiten der Aufnahme vor, beispielsweise die Bewegungsfreiheit, bestimmt aber niemals das Motiv. In einem Video betrachtet Caroline Heider ihre Gleichgewichtsstudien und liest dazu das Exposé (Der Amateur bei sich zu Hause) zu einem nicht realisierten Anleitungsbuch von Lucia Moholy.

https://www.fotografie-als-motiv.com/